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Herbstdoppelachterfahrt
2002
Weitermachen.
Jetzt, da ich diese Zeilen zu Papier bringe, ist die 32. Herbstdoppelachterfahrt
(2. bis 6. Oktober 2002 ) schon einige Wochen Geschichte. Manch einer sagt
auch Schnee von Gestern. An letzteres werden sich die Ruderkameraden besonders
gut erinnern, die am 13. Oktober bereit waren, die wegen misslichen Wetters
am letzten Tag der Fahrt in Neuruppin liegengebliebenen Boote in die Heimatbootshäuser
des RC Oberhavel Hennigsdorf, RC Tegel und BRC Hevella zurückzurudern.
Der liebe lange Sonntag war vom ersten Schneegestöber des Jahres und
schnatternder Kälte gekennzeichnet. Ich dagegen sitze nun in warmer
Stube und versuche nach langem, über weite Strecken vergeblichem Nachdenken,
einen Bericht aus den altersschwachen Gehirnwindungen zu saugen, wie es
die Aufgabenverteilung im Meldeergebnis mir zudiktiert hat. Die Aufgabenverteilung.
So eine Ruderfahrt ist keineswegs für alle Teilnehmer ein reiner “Pleasuretrip“
sondern mit harter Arbeit verbunden. Gut, ein paar Ausnahmen verdienen
besondere Beachtung: Quartiermeister Bootshaus – Jürgen Pollack. Das
ist ein erfahrener Mann, der nicht das erste Mal in Neuruppin ist, will
sagen: „Er kennt die Verhältnisse aus vergangenen Zeiten genauestens“.
Insbesondere sind ihm die langen Wege vom Oberboden bis zur Pinkelmöglichkeit
im Parterre bestens vertraut. Das ist Grund genug, gar nicht erst im Haus
zu schlafen. Im eigenen für Übernachtungen gut geeigneten Kfz.
lassen sich alle Probleme, auch die des “Lenzens“ im weiteren Umfeld bestens
lösen. Für die Quartiereinteilung im Hause gibt es doch mit Johannes
Dierasch, selbst Mitglied beim RC Neuruppin, einen noch viel geeigneteren
Ruderkameraden. Hannes, das übernimmst du – Zack! Mannschaftseinteilung
– Jürgen Pollack. Oh je, das riecht nach totaler Überlastung.
Für vier Rudertage müssen die Kameraden so eingeteilt werden,
dass möglichst keiner an zwei Tagen sich im gleichen Boot wiederfindet.
Das scheint ja selbst mit einem Computer ein unlösbares Problem. Das
kann man aber wenige Tage vor Fahrtbeginn, nachdem Ab- und Ummeldungen
endgültig klar sind, locker in den Griff bekommen: Anruf bei Jörg
Zacher: „Du hast doch einen Computer. Mit der Mannschaftseinteilung hast
du da keine Probleme. Ich gebe dir die endgültige Teilnehmerliste
– das schaffst du!“ - Zack! Quartiermeister Hotel – Ralf Winkler. Das ist
eine gute Wahl. Ein Ruderkamerad, gut zu leiden und immer mit dem notwendigen
Durchblick versehen. Ein Kamerad, der stets genügend Geld in der Tasche
hat, um den vermasselten Schlüssel einer Hotelschließanlage
ersetzen zu können. Eine gute Wahl, wenn ein Hotel diese Unterstützung
braucht. Reparaturen - Rolf Neumann: Es gab nichts zu reparieren, so dass
Rolf sich jeder Bewertung entziehen und den Aufgaben eines regulären
Fahrtteilnehmers widmen konnte. Zapfmeister – Sven Brahm hatte ein wunderhübsch
anzusehendes Wesen des RC Neuruppin als Hauptakteurin am Hahn vorgefunden,
so dass er sich im Notfall auf seine Eigenversorgung und die Aufgaben als
Fuchs konzentrieren konnte. Glück gehabt! Klavierdroschke – Peter
Schulz: Sie hatte ohne Klavier keine Sorgen. Der Kommers konnte ohne Klavier
mit Achim Hills Gitarrenbegleitung abgewickelt werden. Auch Glück
gehabt. Ablasspope – Wolfgang Janzen und Fuchsmajor – Detlef “Janosch“
Werner waren eine Spitzenbesetzung. Die Fahrtenleitung mit Klaus Hannemann,
Achim Hill und Jürgen Pollack ist, wie alle Jahre zuvor, auch spitzenmäßig
besetzt gewesen und sowieso über jede Kritik erhaben. Wiedersehensfreude.
Die alten Gesichter in froher Runde auf dem Bootsplatz des RC Neuruppin
wieder zu sehen war, wie immer schon, ein gleich zu bewertender schöner
Auftakt. Wenn meinem Onkel, einem alten Sport-Borussia-Ruderer, einmal
etwas überhaupt nicht munden wollte, und die Tante danach fragte,
wie ihm das Essen denn geschmeckt habe, antwortete er sehr höflich:
„Es schmeckt interessant!“ An das interessant schmeckende Dessower Bier
mussten auch wir uns gewöhnen, denn es gab kaum Alternativen! Nach
dem reichlichen und sehr gutem Abendbrot gab es das nicht enden wollende
Palaver der Kameraden in einer Geräuschkulisse, die nur einen schwachen
Vergleich mit dem Lärm bei der Hofpause einer Grundschule zuließ.
Eine schöne Fahrt. Das Wetter hatte uns bis zum letzten Tag nicht
im Stich gelassen. Der Morgennebel machte schon in den späten Stunden
des Vormittags der Sonne reichlichen Platz, so dass die Schönheiten
der Ruppiner Gewässer zwischen Bützsee, dem Rhin bis Lindow,
dem Abstecher zum Tornowsee, im bunten herbstlichen Glanz brillierten.
Der Ruppiner See zeigte uns seine oft weiß überkronten Wellenzähne
nicht. Mit dem Glanz im Gesicht der Sonne stieg die Fröhlichkeit der
Ruderer, die von Tag zu Tag zunahm. „Was macht ihr denn eigentlich mit
den ausgetrunkenen Bierbüchsen?“ rief Janosch den Ruderkameraden in
der Schleuse Altruppin zu. Die Antwort nicht abwartend sprach er gleich
zum Entsetzen der Schleusenwärterin weiter: „Wir werfen sie einfach
ins Wasser, denn sie haben ja einen grünen Punkt!“ „So geht das ja
nun wirklich nicht!“ tönte die Schleusenmeisterin zornig zurück.
„Gut,“ antwortete Janosch, „dann holen wir die Büchse wieder ins Boot“
und er zog die schon weit abgetriebene Dose, die er vorher mit einer dünnen
Angelsehne verbunden hatte, wieder an Bord. Alle mussten lachen, auch unsere
Schleusenmeisterin. In Stendenitz konnten wir den Bierpreis herunterhandeln.
In Lindow wurde der Pappkamerad des Bahnhofsrestaurants, der eigentlich
mit einer Tafel für das Speisenangebot werben sollte, als Stationsvorsteherersatz
auf den Bahnsteig komplimentiert und musste für diverse Gruppenfotos
herhalten. Der Kommers oder reif für das Guinnes-Buch der Rekorde.
Dem Kommers geht der Tradition folgend ein zünftiges Eisbeinessen
voran. Dieses hier war eines der Extraklasse. Wir haben die guinnesrekordverdächtig
kleinsten Eisbeine der Welt kennen gelernt. Das war wohl “Paules“ hinterhältigste
Geburtstagsüberraschung. Keiner hat gemeckert, weil auch abgekämpfte
Ruderer nicht mehr so fett essen wollen. Viele Kommerse vergangener Jahre
waren von einer größeren Beerdigungsveranstaltung nur schwer
zu unterscheiden. Das war dieses Mal anders. Die Corona war gut vorbereitet.
War man sonst schon zu Beginn auf das Ende erpicht, heute war es nicht
so. Die Füchse waren durch eine hübsch anzusehende Besetzung
am Bierhahn entlastet. “Alfred“ “Albert“ Ralf Winkler hat den Rekord im
Nassauertrinken gebrochen. „Was soll ich mir einen Obstler an der Theke
kaufen,“ dachte er, „wenn ich mit einem leichten Vergehen einen umsonst
eingeholfen bekomme?“ “Alberts“ Vergehen häuften sich. Er bekam reichlich
seine Wünsche erfüllt, sackte auf dem Stuhl zusammen, entzog
sich mit einem süffisanten Lächeln immer wieder diskriminierenden
Fotos und musste schließlich nur den verlorenen Hotelschlüssel
begründen. Zwischen “Alfreds“ Trinkereinlagen drängelten sich
die Beiträge der Corona. Das waren längst vergessene, und nun
wiederbelebte ’Helen-Vita-Songs’, Wilhelm Busch schien persönlich
mit seinem Humor anwesend zu sein und “Paule im Rausch“ wurde echter interpretiert,
als es Eberhard Esche je gekonnt hätte. Mit seinem Lieblingslied schaffte
es Rolf Neumann dann schließlich, die wunderschöne Besetzung
am Bierhahn endgültig aus dem Saal zu jagen: „Oh, du wunderschönes
Mägdelein, du hast zwei wunderschöne Brüstelein. Die Brüstelein,
die sind die deinen und das krabbeln drauf, das ist das meine!“ Schwupp,
war die Schöne rennend aus dem Saal, und wir Männer unter uns.
Regen gut, alles gut. Die letzte Etappe dieser Fahrt musste aus Sauwettergründen
ausfallen. Doch wenn die nächste Herbstdoppelachterfahrt wieder so
gelingt, können wir uns auf das nächste Jahr schon heute freuen.
Weitermachen!
Herbert “Hektor“ Köhler |
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